Auch im deutche sprache:
RADTOURISMUS IN IRAN
"Wir suchen das Abenteuer"
Der iranische Innenminister wirft den entführten Rad-Touristen Leichtsinn vor. Das sieht Felix Göpel ganz anders. Der Student durchquerte 2001 dieselbe Region mit dem Fahrrad, in der nun zwei Deutsche und ein Ire verschleppt wurden. "Das Risiko dort ist ein Teil des Abenteuers", sagt er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.
Felix Göpel
Radtourist Göpel im Iran: "Kein Tourist ist scharf darauf, dass sich die Behörden einmischen
SPIEGEL ONLINE: Sie waren 2001 mit einem Freund auch in der Grenzprovinz Sistan-Belutschistan unterwegs. Nicht gerade der ideale Ort für eine Radtour, oder?
Felix Göpel: Es ist eigentlich sogar sehr attraktiv zum Fahrrad fahren. Die Straßen sind ziemlich gut, weil die Iraner so viel Öl und Steine haben.
SPIEGEL ONLINE: Öl und Steine?
Göpel: Ja, das gibt einen super Straßenbelag. Wir waren richtig froh, als wir aus der Türkei nach Iran kamen, weil es sich dort viel besser fahren lässt.
SPIEGEL ONLINE: Dennoch scheint es nicht ganz ungefährlich zu sein, in Iran als Rad-Tourist unterwegs zu sein.
Göpel: Klar, man weiß als Tourist natürlich um das Risiko. Von den Entführungen erzählen dir die Einheimischen schon in Teheran. Und wenn man an der Stadt Bam vorbei ist, weiß man einfach, dass es jetzt etwas gefährlicher wird. Aber das ist auch ein Teil des Abenteuers.
Felix Göpel
Felix Göpel, Jahrgang 1977, studiert Politikwissenschaften und Germanistik an der FU Berlin. 2001 entschloss er sich, mit seinem Freund Kevin Meisel mit dem Rad von Berlin nach Indien zu fahren, um dort zu studieren. Die beiden Männer änderten ihre Pläne in Indien aber spontan und fuhren von dort aus weiter nach Südkorea, um die Fußball-WM zu besuchen. Während ihrer Reise berichteten sie für SPIEGEL ONLINE. Göpel will seine Erlebnisse auf der Radtour um die halbe Welt im kommenden Jahr als Buch veröffentlichen.
SPIEGEL ONLINE: Sich entführen zu lassen als Nervenkitzel im Abenteuer-Urlaub?
Göpel: Leute wie wir fahren eben auch in fremde Länder, um dem risikofreien Leben in Deutschland zu entkommen. Ich kann gut verstehen, wenn "normale" Touristen das ziemlich verrückt finden. Aber das ist wie ein Tripp nach Australien - da geht man auch das Risiko ein, von einem Krokodil gebissen zu werden.
SPIEGEL ONLINE: Die iranischen Behörden haben den Touristen Leichtsinn vorgeworfen, weil sie sich vor der Durchquerung des Gebiets nicht an die offiziellen Stellen gewandt hatten.
Göpel: Das hat eine gewisse Ironie. Kein Tourist, der ein solches Gebiet durchqueren will, ist sonderlich scharf darauf, dass sich eine iranische Behörde einmischt. Die würden das wahrscheinlich sowieso sofort verbieten. Wir hatten damals auch für ein paar Stunden eine Militär-Eskorte, allerdings ungebeten. Die fuhren hinter uns her, das Maschinengewehr die ganze Zeit in unsere Richtung gedreht. Wenn da Entführer aufgetaucht wären, wäre das für uns keine tolle Lage gewesen: Vor uns schwer bewaffnete Kidnapper - hinter uns die Jungs von der iranischen Armee.
Das Gespräch führte Markus Brügge
Uit spiegel online.